Text zur Ausstellung
„Lebenszeichen“, 2007
in der Kommunalen
Galerie der Stadt Gelsenkirchen, Schloss Horst, Gelsenkirchen
Folgender Text ist aus einem Gespräch mit Dr David Hornemann von Laer entstanden.
Sehen zwischen Welt und Farbe
In
meinen Bildern kommt es mir darauf an, zu zeigen, wie alles
kontinuierlich in Bewegung ist und welchen Gesetzen diese Bewegung
folgt. Meine nicht gegenständlichen Bilder können den Betrachter aus
der Abstraktion erlösen, indem er sich auf sie wahrnehmend einlässt und
beobachtet, wie sie im Anschauen eine Eigendynamik entwickeln. Sie
stellen diese Bewegung aber nicht dar bzw. illustrieren sie, sondern
sie lässt sich im Anschauen als tatsächliches Geschehen beobachten.
Dieses geschieht aber nicht unabhängig vom Bild. Vielmehr leiten die
Bilder das Anschauen des Betrachters und stiften ihn im Sehen zu einer
spezifischen Seherfahrung an. So zeigt sich zum Beispiel bei längerem
Draufblicken, wie die Gegenfarbe sich aufbaut und sich über die
gezeigte Farbe wie darüber legt und oft über die Grenzen der
Darstellung hinaus geht. Die Gesetzmäßigkeiten, die sich in diesen
anschaulichen Erfahrungen zeigen, lässt sich auch in der gesetzmäßigen
Bewegung sowie im Aufeinandertreffen der sich wandelnden inneren und
äußeren Befindlichkeit beobachten. Beides bedingt einander und es lässt
sich in fortgesetzter Betrachtung beobachten, wie sie parallel oder
gegeneinander laufen. Die äußere und die innere Bewegung bzw.
Entwicklung thematisiere ich in meinen Bildern und gebe dem Betrachter
die Möglichkeit zu beobachten, wie diese an den Schnittstellen zur
Malerei werden. Hier lässt ich ein Gleichklang wahrnehmen, welcher die
Trennung zwischen Ich und Welt für einen Moment aufheben kann, indem
die sonst immer einander parallele oder gegenläufige Bewegung im
Anschauen in eins gebracht wird und die innere und äußere
Befindlichkeit sich zur Identität steigert.
Im Laufe der letzten
Jahre habe ich zudem beobachten können, wie ich zunächst versucht habe,
möglichst in einem Zustand des Loslassens zu malen. Ich versuchte in
einen Fluss zu kommen in dem sich jeder Schritt wie automatisch aus dem
letzten ergibt. Dieser Prozess sollte wenn möglich nicht von
reflektierenden Gedanken unterbrochen werden. Die Reflektion kam dann
nach längeren Zeitphasen, oft erst wenn ich am Jahresende die Bilder
fotografiert hatte und die Bilder als komplettes Ergebnis zusammen
betrachten konnte. Dieser zeitliche Intervall aus spontanem Schaffen ,
dem Innehalten und Reflektieren und dem bewussten Vorgehens daraus, ist
im Laufe der Jahre immer kürzer geworden. Meine späteren Arbeiten
zeigen den Versuch aus abwechselnder spontaner und gelenkter
Malerei eine Einheit oder Mitte zu formulieren.